anlässlich der Podiumsdiskussion über "Kunst und Wissenschaft" am 2.10.2007 auf Einladung der ESO - Europäische Organisation für astronomische Forschung in der südlichen Hemisphäre
Tief beeindruckt von der Grenzenlosigkeit der exakten Wissenschaften, z. B. der Physik- Astro, Plasma, Quanten, Strahlung, Energie, Subatom, suche ich in meinen Bildern des Nanokubismus neue Ausdrucksmöglichkeiten , um diesem neuen Weltbild zu begegnen.
Das Mittel der Sprache ist für solche Begegnungen begrenzt, die Musik ist
begrenzt, aber die malerische Imagination als Mittler zwischen den Elementen ist
unbegrenzt.
Die Malerei vermag in dualer Kreativität die Materialien der Wissenschaft in
Licht, Farbe und Formen zu erfassen, um ihnen im Bild adäquaten Ausdruck zu
verleihen.
Allein die Kunst ist in der Lage, die kleinsten Dimensionen und die in ihnen
wirkenden Kräfte unserer Wirklichkeit durch das Bild auszudrücken und neue
Chiffren zu entwerfen.
Nanokubismus – was will ich mit diesem Begriff, mit diesen Gemälden sagen?
Kubismus wurde von Picasso und Braque in verschiedenen Phasen und Sichtweisen
entwickelt. Beide Künstler gingen von der kubistischen Zerlegung des Objektes
aus, um die Gleichzeitigkeit des Sehens von allen Seiten dieses Objektes zu
ermöglichen.
Ich aber zerlege keine Körper, sondern ich blicke durch sie hindurch. Es geht um
die Sichtbarmachung mikro–mikro–kleiner Dimensionen. Es geht um die
Sichtbarmachung von Energie – von Geist und Seele.
Mein Bildzyklus Nanokubismus ist Ausdruck überwältigten Staunens über das Funktionieren unseres Kosmos.
Es existiert eine Wissenschaftswelt, deren Dimensionen so weitreichend sind und deren Erkenntnisse auch noch für die fernste Zukunft gewichtige Bedeutung haben. Die Manifestation der unerschöpflichen Fähigkeiten des menschlichen Geistes, die sich im Forschen in Physik, Chemie und Biologie konzentrieren, hat einen Appell an die Kunst generiert, dem sich die Bilder meines Nanokubismus mit großer Intensität widmen.
Ich antworte auf die gemeinsame Forderung der physikalischen Wissenschaft und der intelligenten Kunstwelt, auf die Nanodimensionen ebenso wie auf die Phänomene des Weltraums eine bildnerische Antwort zu geben, indem ich in einer neuen Form des Kubismus male, was ich mir vorstelle, was ich denke, weil ich diese Materie um uns herum ja nicht mehr sehen kann.
Durch einen Dialog "in gleicher Sprache" lädt solche Malerei die physikalische Wissenschaft und Forschung ein, die kreative Potenz dieser Bilder als Mittel auf der Suche nach neuen Wegen in der wissenschaftlichen Forschung zu nutzen. Ich meine das so:
Analog zu der uralten Frage: Wie und wann entsteht Kunst? hat Johannes Kepler, unbestritten ein Mitglied der astronomischen Physik, im 17. Jahrhundert die Frage gestellt: Wie entsteht Wissen? Auch Einstein zählte im 20. Jahrhundert zu den Fragenden. Die Antwort lautete, frei übersetzt: durch Bilder. Diese Forscher berufen sich auf das Phänomen, dass für sie aus mathematischen Formeln Bilder wurden, deren Auswirkungen Wege zu neuem Wissen in ihnen anstießen.
Die Wissensprodukte von Zahlen und Formeln, von Kurven und Strichen verdichteten
sich in ihrer Imagination zu Bildern, also durchaus zu Gemälden, zu Bildern
durch die Augen eines anderen, im Unterschied zur bemalten Photographie. Und
wenn diese Bilder als Kettenreaktion von Wissensdaten kongruent werden, ist auch
der Pfad zu neuem Wissen offen. Und der Größte von ihnen, der Wanderer zwischen
den Welten, ist mein Anwalt:
Leonardo da Vinci, vereinte beides. Der vollendete Mensch der Renaissance, war
er Wissenschaftler, Maler, Architekt und Erfinder, alles auf gleicher Höhe. In
seinen Visionen vom Ende der Welt, in seiner Kosmographie des Mikrokosmos,
seinen Notizbüchern und seiner Kosmologie mit dem dictum des Gesetzes der
Notwendigkeit und der Ordnung, kam das verbindende Element zwischen Wissenschaft
und Kunst zum Vorschein: saper vedere – zu sehen wissen.
Ich begegne den Wissenschaftlern mit der Freiheit des Individuums, seiner Verletzlichkeit, und mit dem Staunen über die Vielfalt des Universums und seiner Unerschöpflichkeit. Seine Komplexität scheint unergründlich, das Forschen nach den Zusammenhängen, nach dem Urgrund, von Frust und herben Enttäuschungen begleitet.
Ich habe sehr große Hochachtung vor den Plasma-, Quanten- und Energiephysikern, vor den Astrophysikern und hier den Exterrestrikern, deren Gast ich heute sein darf. Der Wissens-Stoff, den Sie auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen bewältigen, ist ein gewaltiger Strom ohne Ende, ohne Pause.
Ich danke der ESO ganz ausdrücklich dafür dieses Forum ermöglicht zu haben. Sie
geben damit einen außergewöhnlichen und sehr wichtigen Anstoß.
Die Kreativität im Forschen, die Finden und Wissen erst zu Erkenntnis wandelt,
der unglaubliche élan vital, sind ein Wunder des menschlichen Geistes, das die
Reaktiven von Eiweißfunktionen und Zellmembranen unerklärbar überragt.
Hier ist die Quelle meiner Bewunderung für diese Arbeit, die uns Erkenntnisse
liefert, die mir oft unheimlich sind, weil sie ständig ein neues Bild der Welt
in uns und um uns, und über uns kreieren.
Dies führt schließlich zu Faszination.
Meine Bilder um das Synonym Nanokubismus sind der Ausdruck des Staunens über diese neue Welt und welche Horizonte sie uns eröffnet. Dieser Zyklus, von dem ich heute einige Motive demonstrieren kann, ist die künstlerische Resonanz auf die Welt der Naturwissenschaft, deren Dynamik hier eingefangen ist.
Ich habe eine einleuchtende Verbindung von Naturwissenschaft, von Physik und dem
Nanokubismus gefunden. Ernst Peter Fischer hat sie in seinen Reisen durch das
Universum berührt und damit meine neuen malerischen Ideen bestätigt.
"Durch" bedeutet in seiner hermeneutischen Erklärung – durch die Dinge, durch
die Räume – hindurch - und wo die Außenstehenden die Metaphern der exakten
Wissenschaften nicht erfassen können, vermag der Maler mittels seiner
Botschaften die Erkenntnisse, auch die Bedrohungen, und die Zusammenhänge in
künstlerischen Symbolen zu vermitteln.
Dies bringt mich zu einem anderen Element, das dem Maler das Essentielle bietet,
um seinen Dialog mit der Wissenschaft zu führen.
Das Licht ist für den Maler der Urquell der Energie – das Mittel der Räume.
Die Farbe ist das Mittel des Ausdrucks, der Emotion. Der Nanokubismus aber ist
darüber hinaus mit den geometrischen und dynamischen Signalen der kubistischen
Verdichtung die Synthese meiner Begegnung mit der Physik, vor allem der
extraterrestrischen. Ich wünsche diesen Pionieren viel Erfolg in ihrem Bemühen,
der einzigartigen Instabilität des Erdenlebens Korsettstangen einzuziehen– von
Gentransplantation bis zur Bestimmung der Distanz zu anderen Galaxien mittels
pulsierender Sterne, um doch noch Planeten zu finden, die der Erde ähnlich sind.
Ich werde mich nicht entmutigen lassen, dafür zu malen.
Gerade dieser Bezug zu der Erkenntnis eines geordneten Aufbaus der Welt
einschließlich der immateriellen Komponente zwingt mich aber auch Gemälde mit
mathematisch genauem Bildaufbau, mit detailgenauer Platzierung von Form und
Farbe zu schaffen.
Hier hat der Zufall keinen Platz.
Durch diesen Aufbau von innen kann ich die unfassliche Mechanik dieser Welt so darstellen, dass ihre Schönheit und das Erstaunen über das ausgeklügelte Räderwerk sichtbar wird, dass aber auch die Kräfte der geistig-seelischen Vorgänge vermittelbare Inhalte werden.
Ich definiere meine Weltsicht aus den 4 traditionellen Dimensionen, erweitert um Geist, Gefühl, Seele und Gott, damit das Feld der Physik um den Bereich des nicht Messbaren und des Glaubens und komme so zu einer wirklichen umfassenden Weltformel - meiner Weltformel.
Ich würde mich mit Freude bestätigt fühlen, wenn die Betrachter meiner Bilder diesen Impakt auf meine malerische Kreativität durch die Magie der Wissenswelt erkennen und auch teilen könnten.
Ich danke Ihnen.